Energie auf Low-Tech-Prinzip?

Das geht. Ohne hohen technischen Aufwand, Stromverbrauch und mit so wenig „grauer Energie" wie möglich. Für ihre Entwürfe entdecken diese drei Nachwuchstalente Prozesse und Materialien neu und finden spannende Alternativen für Klimaanlagen und Haushaltsgeräte...

Das Raumklima ist ein wichtiger Wohlfühlfaktor, es bestimmt maßgeblich Komfort und Produktivität. Doch wie geht richtiges Raumklima, ohne dabei den globalen Temperaturanstieg anzukurbeln? Mehrere Gestalter, die beim internationalen Design Newcomer Award ein&zwanzig* des Rat für Formgebung in diesem Jahr Teil der Shortlist sind, haben sich mit innovativen Produktentwicklungen den aktuellen Herausforderungen der Klimakrise gestellt. U.a. mit diesen drei Innovationen:

Richtig kühlen, aber mit Sinn und Stil

Die "Corteza" der spanischen Designerin Alba Diaz Strum ist eine thermische Kühlbox aus Kork, die auch gleichzeitig Einkaufs- sowie Picknickkorb ist. Hergestellt in einem vom Rotationsguss inspirierten Verfahren kommen die thermischen Eigenschaften des Materials zur Wirkung: Der Korb – innen hohl und in einer für den Kühleffekt perfekt austarierten Tiefe – verringert ganz ohne Strom und Kühlakkus die Wärmeübertragung und eignet sich mit seinen isolierenden Eigenschaften besonders für die Lagerung und den Transport von frischen Lebensmitteln. Griffe und Trageriemen des Korbs sind dabei der Ästhetik von Ledertaschen entlehnt, so dass Corteza wenig mit einer sperrigen Kühlbox gemein hat, sondern wie eine minimalistische Trend-Bag wirkt.

Klimaanlage im Low-Tech-Prinzip

Auch die schwedische Designerin Sofie Aschan belebt für ihre alternative, stromunabhängige Klimaanlage "Draft" eine traditionelle Kühlmethode neu. Das geschwungene Tongefäß ist ein skulpturaler Hingucker. Positioniert vor einem offenen Fenster und über die beiden Öffnungen mit Wasser gefüllt, kühlt es die warme Außenluft beim Einströmen und senkt so die gesamte Temperatur im Raum. Draft basiert auf dem physikalischen Prinzip der Verdunstung. Anders als handelsübliche Klimaanlagen produziert es weder Lärm, noch verschwendet es Energieressourcen und ist auch noch optisch ansprechend.

Kühlbehälter, nachhaltig aus Porzellanbruchstücken

"Relics" der Berliner Designerin Georgia von le Fort ist eine Serie von Aufbewahrungsutensilien aus recyceltem Porzellan, die die Haltbarkeit von gelagertem Obst und Gemüse verlängern und so gegen Lebensmittelverschwendung wirken soll. Als Alternative zur herkömmlichen Obstschale oder dem Kühlschrank beruht das Prinzip von Relics auf einem natürlichen Kühleffekt: eine Schale im Inneren jedes Behälters reduziert die Temperatur durch Verdunstungskühlung und schützt durch hohe Luftfeuchtigkeit vor Austrocknung. Im Zusammenspiel mit der besonderen Formgebung der Gefäße werden so optimale Bedingungen für die Lagerung von fast allen Obst- und Gemüsesorten geschaffen. Der Ansatz dieses Entwurfs ist dabei ganzheitlich nachhaltig: die Behälter bestehen zu 100 Prozent aus Porzellanbruchstücken, die zunächst gemahlen und dann versintert werden. 

* Die drei Designerinnen und ihre Entwürfe sind Teil der Shortlist, die der Rat für Formgebung im Juni 2021 veröffentlicht hat. Am 2. August werden die 21 Winner des ein&zwanzig Nachwuchswettbewerbs bekanntgegeben.