Zwischen Gefangenschaft & Einsamkeit

Es ist eine kleine, aber sehr fein ausgewählte Ausstellung, die Sie gerade im BNKR in München besuchen können. Unter dem Namen "The Architecture of Confinement" haben sich herausragende Nachwuchs-Künstler zusammengefunden, um sich ... an der Schnittstelle Kunst und Architektur den Themenbereichen "Beschränkung", "Gefangenschaft" und/oder "Isolation" zu widmen. 

Wir durften uns die Ausstellung in einer privaten Führung ansehen. Zurück bleiben neue Denkanstöße und Bewunderung für die Umsetzung eines sehr sensiblen Themas, aber auch das Gefühl von Beklommenheit, Enge und absoluter Fassungslosigkeit. Warum, lesen Sie im folgenden Text und sehen Sie in den Fotos, die wir für Sie von der Ausstellung und deren Räumen machen durften.

Das Besondere vorweg: Die Ausstellung, die gerade im Münchener Norden stattfindet, ist in drei Teile aufgeteilt - und jeder Teil widmet sich einem anderen besonderen Thema. Jedoch immer in enger Verknüpfung mit dem Ausstellungsgebäude und dessen Geschichte, eines ehemaligen Bunkers aus der NS-Zeit.

Die Trilogie besteht aus folgenden Teilen:

  1. "The Architecture of Deception" (bereits beendet)
  2. "The Architecture of Confinement" (bis Okt 2021)
  3. "The Architecture of Transformation" (Nov 21 bis Feb 2022)

Der zweite Teil der Ausstellung, "The Architecture of Confinement" beschäftigt sich mit der Nutzung des Gebäudes als Internierungslager während der Entnazifizierungspolitik von 1945 bis 1948. Ergänzt werden die Interpretationen der sechs Künstler durch eine Archivwand, die die Geschichte des Gebäudes - vom Bunker während des zweiten Weltkriegs bis hin zu seiner Bedeutung in der Nachkriegs- und heutigen Zeit - erläutert. Die aufwendige Sanierung des BNKR führte die Firma EUROBODEN durch.

Die Ausstellung setzt die gezeigten künstlerischen Installationen in direkten Bezug zur Geschichte des Ortes und arbeitet mit der Enge der Räume, um beim Besucher eine Reflektion über psychische und soziale Beschränkungen und deren Auswirkungen zu erreichen.

Kuriert wurde die Ausstellung von Sam Bardaouil und Till Fellrath.

Über die Kunstwerke 

Die Skulptur „T42 (Gold)" ist charakteristisch für Mona Hatoum's Ansatz, einfache Alltagsgegenstände mit einem unheimlichen und humorvollen Hauch von Surrealismus zu verwandeln.

Özgür Kar's Videoinstallation „It is all in his head" versinnbildlicht eine reduzierte Vision des menschlichen Lebens. Die Arbeit zeigt eine Figur in Embryonalstellung und erweckt beim Betrachter ambivalente Gefühle von Schutz, Gefangenschaft und Einsamkeit.

Joanna Piotrowska untersucht in ihren Fotografien die Beziehung des Körpers zu seinem physischen Umfeld. Ihre Bilder verweisen dabei immerzu auf Strukturen von Gefangenheit und Flucht.

Nadia Kaabi-Linke zeichnet in ihrer ortsspezifischen Installation „Modulor I" die Dimensionen von Gefängniszellen nach und visualisiert so die weltweiten Lebensbedingungen von Häftlingen in einer Architektur des Gefangenseins.

Die speziell für die Ausstellung von BNKR in Auftrag gegebene Video- und Soundinstallation „our Solo" von Annika Kahrs experimentiert mit der Wahrnehmung von privat und öffentlich gespielter Musik.

„Grand Hôtel Barbès" von Ramzi Ben Sliman begleitet einen jungen Tänzer auf seinem Streifzug durch Paris. Der faszinierende Film spielt mit gängigen Vorurteilen und durchbricht auf poetische Weise soziale und ethnische Grenzen.

BNKR – current reflections on art and architecture wurde 2014 als multidisziplinäre Plattform für zeitgenössische Kunst und Architektur durch den Münchner Unternehmer Stefan F. Höglmaier (www.euroboden.de) gegründet. Mit Sitz im unter Denkmalschutz stehenden Hochbunker in München/Nord-Schwabing wird unter der Leitung von Nina Pettinato ein(e) Kurator(in) mit der Konzeption und Realisierung eines 12-monatigen Ausstellungsprojektes sowie eines begleitenden Rahmenprogramms beauftragt. Die Zielsetzung von BNKR ist es, den Dialog zwischen Kunst, Architektur und anderen Disziplinen wie Design, Wissenschaft, Philosophie und Musik zu fördern.

Ort: BNRK, Ungererstr. 158, 80805 München
Laufzeit:
bis Sonntag, 17. Oktober 2021
Der Eintritt ist frei. Die Anmeldung erfolgt über ein Zeitticket unter www.bnkr.space