Wie plant man mitten im Busch ein Safaricamp?

Ein Interview mit Beverly und Dereck Joubert, Inhaber von Great Plains. Was die beiden National-Geographic-Entdecker und Fotografen für den Natur- und Tierschutz geleistet haben, ist absolut bewundernswert; dass sie als Inhaber von Great Plains dabei auch jedes einzelne ihrer traumhaften Safari-Camps selbst entworfen und ausgestattet haben, ist erstaunlich. Ich wollte wissen, wie sie das gemacht haben...

Woher kommen die Ideen für die Gestaltung eurer wunderschönen und komfortablen Zelte?

Wenn wir uns für ein neues Projekt oder ein neues Camp entscheiden, beginnen wir damit, auf dem Basisgelände zu schlafen, es zu begehen, zu verstehen, wo die Sonne untergeht und aufgeht, wo das Grundwasser ist und ob es sich hier richtig anfühlt. Aufgrund unserer Arbeit als Fotografen und Filmemacher von National Geographic sind wir für den perfekten fotografischen Rahmen sensibilisiert. Im Mara Plains Camp in Kenia beispielsweise waren die Proportionen wichtig für die Aussicht.

Wir wollten den Eingang zum Hauptbereich an einer bestimmten Position, um den Blick auf einen fantastischen einzeln stehenden Baum zu haben; sie sagten, das sei nicht machbar. Am Ende haben wir sie jedoch dazu gebracht und wenn man jetzt die Stufen zur offenen Camp Lobby hinaufgeht und der Blick auf die Masai Mara fällt, sieht man diesen herrlichen Baum. Das gesamte Camp wurde also so positioniert, dass sich dieser Baum wie in einem Rahmen befindet, auf den man bei der Ankunft über die Fußgängerbrücke zugeht.

Hier geht es zur ausführlichen Präsentation einer der wunderschönen Lodges von Great Plains, die ich im Sommer 2023 besuchen durfte; mit vielen beeindruckenden Fotos...

Insgesamt greifen wir stark auf lokale Einflüsse zurück, von der Landschaft und Tierwelt bis hin zur lokalen Kultur und den Massai-Stämmen. Wir begannen mit den Massai zu reden und ihnen zuzuhören. Wir orientierten uns an den Farben, die sie bei Zeremonien trugen, und überlegten, wie wir als Zeichen des Respekts in unseren Innenräumen die gleichen Farben verwenden könnten. Wir gingen zu den Massai-Frauen und fragten, ob sie für uns Perlenvorhänge in ihren Farben herstellen würden. Die Beziehung ist also eine Fortsetzung des Bezugs erst zum Land und dann zu den Menschen, die dort leben und bestimmt, wie wir zusammenarbeiten und wie jedes unserer Projekte am Ende aussieht.

Wie findet ihr den richtigen Architekten/Konstrukteur für die Planung und den Bau der Zelte?

Wir sind im Herzen Geschichtenerzähler und daher ist die Zusammenarbeit mit anderen oft nicht ideal, weshalb alle Designs und Dekorationen von uns stammen. Ich beauftrage Handwerker, meine Skizzen in CAD-Zeichnungen umzuwandeln, und sobald sie so formalisiert sind, bearbeite ich sie erneut mit Bleistift. Jedes Camp oder jede Lodge ist anders, jedes Zimmer einzigartig, daher gibt es bei dem, was wir tun, weder Standard noch Formalität.

Habt ihr Unterstützung bei der Inneneinrichtung oder entwerft ihr die Möbel und schönen Wohnaccessoires selbst?

Alle Great Plains Camps und Lodges werden von Grund auf von uns entworfen. Wir beginnen mit einem leeren Blatt Papier. Wir starten beim Stil und schauen uns dann die Elemente an, die einen negativen Einfluss auf unsere Mission der 100-prozentigen Nachhaltigkeit haben könnten. Wir waren die ersten Camps in Simbabwe und Kenia, die zu 100 Prozent auf Solarenergie umstiegen, was damals enorm teuer war – wir gaben mehr für die Solarenergie aus, als für das gesamte Camp!

Wir lieben es, mit schönen Holzböden zu bauen. Ich hatte der ausführenden Firma anfangs gesagt, dass ich Teakholz verwenden möchte und sie sagten, sie könnten Teakholz beschaffen, also fragte ich, ob es nachhaltig sei und sie sagten, nicht wirklich... Das kam für uns nicht infrage und so gingen wir stattdessen zu alten Werften und Bahnhöfen, wo Eisenbahnschwellen aus Teakholz durch Zementschwellen ersetzt wurden. Wir haben tonnenweise Teakholz aufgekauft – fast alle unsere Böden bestehen also aus diesem Teakholz, das 100 bis 120 Jahre in der Sonne gelegen hat. Es ist sehr teuer, aber das sind die Entscheidungen, die Architekten und Designer treffen müssen. Alle Materialien und sämtliches Zubehör innerhalb der Camps wurden im Laufe der Jahre von uns persönlich beschafft. Wir schauen uns an, was wir wollen, und dann müssen wir herausfinden, wie wir es erreichen können, ohne unserer Ethik untreu zu werden.

Fühlen sich alle Gäste dabei sicher, nur durch einen „Stoff" von den wilden Tieren mitten im Busch getrennt zu sein? Ich hatte eine Gästesuite, die nur über eine schmale Hängebrücke erreichbar war, die über einem Fluss hing, in dem es viele Flusspferde gab. Glücklicherweise habe ich keine Höhenangst und hatte auch keine Angst, dass eines der Hippos in mein Zelt gelangen könnte, aber ich kann mir vorstellen, dass es ängstlichere Menschen gibt...?

Man kommt nicht in den Busch, um dann wiederum von ihm getrennt zu sein. Die Gestaltung der Räume sollte das Gefühl vermitteln, „drin zu sein" in der Natur und nicht abseits der Natur. Nachdem ich vierzig Jahre lang in Zelten gelebt habe, weiß ich um die Sicherheit bei zeitgleichem intensiven Kontakt zur Natur. Beim Design für den Busch geht es darum, die Balance zwischen Sicherheit, Authentizität und angemessenem Komfort in der Wildnis zu finden. Ich kann Lodges nicht ertragen, die sich wie Stadthotels im Busch anfühlen...

Es gibt sechs Sinne, der 6. ist die Erfahrung, das Erleben und ich entwerfe in erster Linie, um diese Erfahrung zu stimulieren. Mit Wänden aus Stein und Brücken aus Beton wäre das Erleben des Buschs deutlich reduziert. Bisher sind unsere Gäste alle zufrieden gewesen...

Nun zum Thema Fotokunst: Wie wählt ihr als preisgekrönte Tierfotografen aus euren Tausenden fantastischen Fotos diejenigen aus, die gerahmt an den „Wänden" in den Lagern hängen? Sie sind so beeindruckend...

Die Foto-Kunst in unseren Camps ist die Fortsetzung und somit Finalisierung der Planung der Architektur, der Innenarchitektur und der Decorations.

Als Eigentümer empfinden wir es als eine Art kreative Verantwortung unsere Gäste „mitzunehmen" auf unsere lange und intensive Reise, die wir als Abenteurer und National-Geographic-Entdecker, Fotografen, Filmemacher und Naturschützer erlebt haben. Wir hoffen, einige der atemberaubenden Wildtiere, die wir fotografiert haben, in diesen Fotos entsprechend festgehalten zu haben, und das Gefühl der Spannung und der Ehrfurcht zu transportieren...

Alle Fotos – wenn nicht anders anggeben – © Beverly und Derek Joubert, Great Plains Foundation

Die Fine Art Wildlife Prints von Beverly Joubert

Die perfekte Erinnerung oder das ultimative Geschenk für Kunst- und Wildlife-Liebhaber: Die Mitbegründerin von Great Plains überzeugt mit ihrer Sammlung hochwertiger Fotodrucke. Viele Gäste von Great Plains kennen Jouberts Kunst aus den Camps in Botswana, Kenia und Simbabwe. Nun können Naturliebhaber auf der ganzen Welt den Spirit Afrikas daheim genießen. Wer eines der atemberaubenden Fotos bestellen möchte, kommt hier zum Online Shop.

Als völlige Autodidaktin wurde Beverly Joubert zusammen mit ihrem Mann für die hohe Authentizität ihrer Arbeit mit Auszeichnungen wie dem World Ecology Award, einem Peabody Award, 22 Emmy-Nominierungen und 8 Emmy Awards sowie dem Presidential Order of Merit in Botswana geehrt. Während die Jouberts für ihre Filme und ihre Naturschutzarbeit internationale Anerkennung erlangt haben, sind ihre größten Belohnungen keine Trophäen, sondern die Erfolge im Naturschutz, bei denen sie die Tierwelt, die ihnen immens am Herzen liegt, und die Wildnis, die zu ihrer Heimat geworden ist, retten.